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St. Josef im Hain:Jahresbericht der Anlaufstelle

Jeden Mittwoch findet der Nähtreff statt.
Datum:
Veröffentlicht: 18.4.24
Von:
Peter Ehmann

Mit Beginn des Krieges in der Ukraine wurde seit März 2022 in den Räumen der Gemeinde St. Josef im Hain (Seelsorgebereich Bamberger Westen) eine Anlaufstelle für Menschen, die geflüchtet sind, errichtet. Mitarbeiter:innen der Caritasverbände (Stadt Bamberg und Landkreis Forchheim und Landkreis Bamberg) schafften dort gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen einen Ort für Beratung, Sprache, Begegnung und Freizeit.

Angebot

Mehrsprachige Beratung

In der Beratung, die täglich zu festen Sprechzeiten angeboten wird, geht es um Fragen rund um die Registrierung und das Ankommen in Deutschland, Anträge bei Behörden und Ämtern sowie Leistungen des Staates. Außerdem helfen die Mitarbeiter:innen bei Terminvereinbarungen mit Ärzten, Schulen und anderen Einrichtungen. Das Angebot ist offen für Menschen aller Nationen. Neben der Beratung in ukrainischer und russischer Sprache, gibt es auch ein Beratungsangebot für Menschen aus dem arabischen und türkischen Sprachraum, das von zwei weiteren Mitarbeiter:innen angeboten wird. Beratungen sind auch in englischer und französischer Sprache möglich.

Sprachtraining

Seit Mai 2022 können geflüchtete Menschen ein Sprachtraining besuchen. Hierbei lernen die Kursteilnehmer:innen vor allem erste Grundkenntnisse für den neuen Alltag in Deutschland und können sich somit auch auf weiterführende Kurse (Integrationskurse) vorbereiten.

Kinderbetreuung

Die Besonderheit bei diesem Angebot: parallel zu dem Sprachkurs findet eine durch ehren-amtliche Mitarbeiter:innen organisierte Kinderbetreuung statt. So können auch Frauen das Sprachtraining besuchen, die keine Betreuung ihrer Kleinkinder vor Ort haben. Mit diesem Sprachtraining ermöglichen wir den Menschen, sich noch besser in Deutschland ein-leben und die nächsten Schritte in Richtung Integration gehen zu können.

Yogakurs

Zusätzlich gibt es ein Gruppenangebot. Zweimal in der Woche bietet eine Trainerin eine Yoga-Stunde an. Ziel ist es, dass die Menschen lernen, sich zu entspannen und einen Weg finden, die angespannte Situation besser aushalten zu können. Ende 2023 mussten wir uns leider von der Trainerin verabschieden. Ein neuer Trainer führt das Angebot weiter.

Nähtreff

Seit September 2023 bieten wir einen Nähtreff an. Dieser findet jeden Mittwoch von 14:00 Uhr bis 16:30 Uhr in der Anlaufstelle statt und wird von den Menschen gut genutzt.

Psychologin

Um die psycho-soziale Situation der Menschen zu festigen, gibt es vor Ort auch Angebote in diesem Bereich. Eine Psychologin bietet Einzelgespräche für die Menschen aus der Ukraine an, die unter dem Krieg und dessen Folgen für sich und ihre Kinder leiden und Symptome einer Depression entwickelt haben.

Sprachmittlerin

Außerdem haben wir eine Sprachmittlerin. Sie unterstützt Menschen aus der Ukraine bei Arztbesuchen und anderen wichtigen Terminen, bei denen eine gute Kommunikation und Übersetzung wichtig ist.

Erreichte Menschen

In der Anlaufstelle suchen ca. 20 – 30 Menschen pro Tag nach Beratung. Die Beratungsstelle ist jeden Tag von 10:00 bis 12:00 Uhr offen. Für Menschen aus dem arabischen und türkischen Sprachraum ist donnerstags die Stelle auch von 13:00 Uhr bis 16:00 Uhr offen.

Erfolge

Durch verschiedene Aktionen und Projekte, die vor Ort in Kooperation mit der Gemeinde St. Josef im Hain angestoßen wurden, entwickelte sich die Anlaufstelle zunehmend auch zu einem Ort der Begegnung und des Austausches.

Personen mit ähnlichem Schicksal finden sich so zusammen, können sich untereinander vernetzen und sich damit gegenseitig Halt geben. Angefangen von der Kinderbetreuung während des Beratungsgesprächs und während des Sprachtrainings über eine gemeinsame Stadtführung mit Kellerbesuch oder einem Ausflug in die Natur bis hin zu einer Kleider-Tausch-Party.

Dabei orientieren sich die Mitarbeiter:innen an den Bedürfnissen und Ideen der Menschen, die zu ihnen kommen. Im Sinne der Selbstwirksamkeit werden die Frauen aktiv in die Aktivitäten eingebunden. Ein wichtiger Kooperationspartner hierbei ist der Seelsorgebereich Bamberger Westen, der uns die Räume zur Verfügung stellt und das Freiwilligenzentrum CariThek, das bei der Suche und Vermittlung von ehrenamtlich engagierten Menschen weiterhilft.

Ein weiterer Erfolg war das gemeinsame Fastenbrechen im Ramadan. Zusammen haben 140 Menschen gemeinsam gebetet und Iftar begangen. Alle Gäste hatten etwas mitgebracht und auch nicht Muslimen waren willkommen. Mit jedem wurde geteilt und gefeiert.

Am 28. Juni wurde gemeinsam das muslimische Opferfest im Garten gefeiert. Wie beim Fastenbrechen auch, haben Menschen gemeinsam gegrillt und ihr Fest gefeiert. Eingeladen und gekommen sind ebenfalls Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen.

Alle Menschen, die in die Anlaufstelle kommen, haben einschneidende Erlebnisse in ihrem Leben machen müssen und leiden unterschiedlich stark unter den Folgen der Flucht und der Gründe für ihre Flucht.

Mittels dieser Aktionen findet immer wieder kulturelle Begegnung und Austausch zwischen den Menschen statt und es kann zusätzlich in einem lockeren Setting voneinander gelernt werden, sowohl im Hinblick auf die Sprache, das Leben in Deutschland und schließlich auch hinsichtlich der Integration in und der Teilhabe an der Gesellschaft.

Herausforderungen

  • Es herrscht weiterhin ein großer Andrang an Menschen.
  • Die Helfer:innen haben zu wenig Zeit, um die Menschen adäquat zu unterstützen.
  • Viele Ratsuchende beherrschen weiterhin die deutsche Sprache nicht und brauchen jemanden, der als Übersetzter hilft.
  • Viele Ämter sind oftmals schlecht zu erreichen und die Ratsuchenden sind unsicher im Umgang mit deutschen Behörden.
  • Wie in vielen Kommunen fehlen Betreuungsplätze für Kindern.
  • Nach über 2 Jahren Krieg, werden Schüler und Schülerinnen ab der 5. Klasse in die Regelklassen überführt und haben aufgrund geringer Sprachkenntnisse große Schwierigkeiten die Lernanforderungen zu erfüllen.

Besuch der Caritaspräsidentin der Ukraine

Der Höhepunkt in 2023 war der Besuch der Nationalpräsidentin Tetiana Stawnychy von der Caritas in der Ukraine. Diese hat in Bamberg das Zentrum für Geflüchtete Menschen besucht, dass die Caritasverbände Bamberg-Forchheim und Landkreis Bamberg im Gemeindehaus St. Josef im Hain gemeinsam betreiben. Sie traf dort mit dem Vorstand des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg, Michael Endres und Ursula Kundmüller, zusammen.
Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres brachte dabei sein Mitgefühl und seine Anerkennung für die Arbeit zum Ausdruck, welche die Caritas in der Ukraine unter Kriegsbedingungen leistet: „Wir sind im Herzen und im Gebet bei den Menschen in der Ukraine“. Endres berichtete zum einen vom Einsatz der 14 Kreis-Caritasverbände im Erzbistum Bamberg, die in vielfältiger Weise Geflüchteten aus der Ukraine Hilfe und Beratung geben. Darüber hinaus hat der Diözesan-Caritasverband das Gebäude seines früheren Seniorenzentrums in Bubenreuth als Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung gestellt. Zum anderen ging Endres auf die Unterstützung ein, die der Verband Binnenflüchtlingen in der Ukraine gewährt. So hat er einen Food Truck gespendet, der jetzt in Lwiv Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt.

Die Anlaufstelle wird getragen durch eine Kooperation der beiden Bamberger Caritasverbände und dem katholischen Seelsorgebereich Bamberger Westen. Das Amt für Inklusion der Stadt Bamberg fördert das Projekt mit 10.000 €.